Internet-Telefonie
Haben Sie auch schon einmal auf Facebook die Benachrichtigung bekommen, dass Sie mit Freund A. oder B. schon länger keinen Kontakt mehr gehabt haben? Und ja, Sie wollten sich ja auch schon bei ihm melden, aber eine Nachricht zu tippen ist dann doch irgendwie oldschool. Dann probieren Sie es doch vielleicht einmal mit Telefonieren. Vor kurzem hat das amerikanische Unternehmen Vonage in Zusammenarbeit mit Facebook eine App für iPhones und Android-Handys entwickelt, mit der man kostenlos übers Internet telefonieren kann. Wenn Sie dabei die Nummer des Freundes nicht parat haben sollten, macht das nichts. Sie loggen sich einfach über Vonage im Facebook-Konto ein, wählen einen Kontakt aus der Freundesliste und rufen ihn mit einem Fingertipp an. Schon praktisch, wie einfach das mit dem Telefonieren via Internet heute funktioniert. Falls Sie aber kein iPhone oder Android-Handy besitzen, macht das auch nichts. Denn übers Internet können Sie schließlich auch einfach mit Ihrem Computer telefonieren. Und zwar gratis. Mit ICQ, Google, MSN, Yahoo! Messenger oder Skype. Anbieter für Internettelefonie gibt es mittlerweile viele.
Rauschfreies Internet. Die Idee ist allerdings keine neue. Die ersten Versuche, Sprache über das Internet zu schicken, fanden bereits in den 1990er-Jahren statt. Als Internet-Telefonie-Pionier gilt dabei das israelische Unternehmen Vocaltec, das schon 1995 vorgestellte Programm hieß IPhone (mit großem I für Internet). Die Sprachqualität war aber miserabel und ständig kam es zu Ausfällen. Der Grund dafür waren die damals verwendeten Modem- und ISDN-Leitungen, die für die Übertragung der Sprachdaten einfach noch viel zu langsam waren. Mit dem Aufkommen der breiten DSL-Anschlüsse und der Entwicklung des SIP (Session Initiation Protocol), das genau regelt, wie ein Telefongespräch im Internet abläuft, änderte sich das schlagartig. Als einer der Ersten erkannte dann Niklas Zennström, mit seinem Kompagnon Janus Friis, das Potenzial des Telefonierens im Netz. Die beiden, die schon mit der Tauschbörse Kazaa in der Musikindustrie ordentlich für Wirbel gesorgt hatten, entwickelten Skype. 2003 ging das „Gratis-übers-lnternet-Telefonieren-Programm“ an den Start, heute ist es der größte webbasierte Voice-over-IP-Dienst (IP steht für Internet-Protocol).
Aber wie funktioniert das Telefonieren im Internet?
Das Herunterladen und die Nutzung von Skype sind so einfach, dass man sich kaum Gedanken darüber macht welche Technik eigentlich dahintersteckt. Der Computer nimmt die Stimme von Benutzer A mit einem Mikrofon auf, wandelt diese Information in kleine Datenpakete um und schickt diese dann über das Internet zu Benutzer B. Dessen Computer packt nun die ankommenden Pakete wieder aus, setzt sie zusammen und verwandelt das Ganze wieder in Sprache. Skype arbeitet dabei mit jeder Standard-Headset- oder Mikrofon-Lautsprecher-Konfiguration.
Neben Skype gibt es eben, wie bereits erwähnt, auch eine Menge anderer Gratis-Telefonierer, die jedoch alle ähnlich funktionieren. Eine Version von Microsofts MSN-Messenger ist auf den meisten PCs, auf denen Windows läuft, ohnehin schon installiert. Bei ICQ informiert die Kontaktliste, wer gerade online ist und damit, wen man gleich mit einem Anruf überraschen kann. Der Yahoo! Messenger bietet wie Skype Videochat und Internettelefonie und durch die Kooperation mit MSN erreicht man auch die Millionen von Microsoft-Nutzern. Und Internetgigant Google hat seinen Telefondienst erst vor kurzem erweitert. Inhaber eines Google-E-Mail-Kontos können jetzt von ihrem Webbrowser aus Gespräche mit anderen Internetteilnehmern oder in Fest- und Mobilnetzen führen, wenn sie in Googles E-Mail-Dienst eingeloggt sind. Zurzeit funktioniert das allerdings erst in den USA und Kanada.
Bei uns wird der Dienst voraussichtlich auch demnächst verfügbar sein. Denn in ein paar Jahren, so schätzen Experten, sollen alle Telefongespräche über das Internet abgewickelt werden. Und dann braucht man sich auch gar nicht mehr von Facebook sagen lassen, dass man sich bei Freund A. oder B. wieder einmal melden soll.
Die Gratis Internet-Telefonierer
SKYPE
Skype ist der Branchenprimus und ermöglicht Video- und Internet-Telefonie Auch Videokonferenzen sind möglich. Mit bis zu 50 Teilnehmern kann man dazu gleichzeitig chatten. Und die Sprachqualität ist im Gegensatz zu anderen Messengern am besten.
ICQ
ICQ steht für „I seek you“ und heißt übersetzt „Ich suche dich“. Damit sind wir in Echtzeit mit Freunden verbunden. Das heißt Die Kontaktliste informiert darüber, wer gerade on- und wer offline ist. Störend ist allerdings die Werbung, die ständig eingeblendet wird.
MSN
Der MSN-Messenger ist auf den meisten PCs, auf denen Windows läuft, schon vorinstalliert. Das Verwalten der Kontaktlisten ist hier besonders einfach. Allerdings muss man zustimmen, dass Microsoft jeden Datenverkehr mitschneiden darf.
YAHOO!
Der Yahool-Dienst bietet wie Skype Videochat und Internet-Telefonie. Praktisch: Durch die Zusammenarbeit mit MSN erreicht man auch diese Nutzer. Ein E-Mail- Account bei Yahoo! ist für die Anmeldung notwendig.
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