Die Zukunft des Gamings ist der Stream
Die Spieleindustrie ist einem ständigen Wandel. Neue Technologien jedoch vermissen wir in den letzten Jahren immer mehr. Die letzte große Innovation war, ohne Frage, das Playstation VR HMD das mit seinem neuartigen und vor allem unterhaltsamen Weg glänzen konnte, Videospiele und Inhalte an den Mann, bzw. die Frau zu bringen.
Doch eine wirkliche Neuerung ist bereits seit vielen Jahren in den Startlöchern und wird vor allem von den Nutzern immer noch blockiert und gehasst, das Game Streaming!
Unter Game Streaming versteht man das Senden digitaler Spieleinhalte zum Nutzer. Hierbei benötigt der Nutzer lediglich ein Empfangsgerät und seine Eingabegeräte. Das können kleine Mini Laptops und klassische X-Box Controller mit Windows Anschluss sein, das können aber auch Empfangsboxen der jeweiligen Hersteller sein, die teilweise auch selbst einige Arbeiten verrichten können. Vorreiter dieser Technologie ist der französische Anbieter Shadow Cloud Gaming, die einen kompletten Gaming PC für Nutzer im Internet zur Verfügung stellen. Der Service ist mit 30 Euro im Monat zwar nicht günstig, ein guter Gaming-PC hingegen kostet weitaus mehr. Hinzu kommt die massive Ersparnis durch die nicht verbrauchte Energie beim Endkunden, was bei einem Gaming-PC im Vergleich zu einem Mini Laptop schnell einmal bis zu einer Kilowattstunde als Unterschied ausmachen kann. Selbst bei geringer Last von 0,5 Kilowattstunden und einer durchschnittlichen Nutzung von lediglich 4 Stunden täglich kommen wir so auf eine Summe von 730 Kilowattstunden im Jahr weniger Stromverbrauch, was auf die aktuelle Preissituation (Mitte 2020) etwa 175 Euro entspricht, die man zusätzlich spart.
Doch Game Streaming ermöglicht noch mehr. Neben der Tatsache, dass Updates leichter eingespielt werden können, werden auch wesentlich größere und persistente Welten möglich. So ist es für einen Anbieter recht einfach eine riesige Spielwelt in der Größe vieler hundert Terabytes Daten aufzubauen und diese entsprechend ihrer Nutzung zentral einzeln zu rendern und als Videostream zu verschicken, als auf dem herkömmlichen Weg. So lassen sich nicht nur wesentlich größere Spiele erschaffen, sondern vor allem auch lebendigere Welten, die sich ständig entwickeln können.
Bestes Beispiel dürfte hier ohne weiteres der Microsoft Flugsimulator 2020 sein, der in Kürze für PC und X-Box One bzw. Series X erscheinen soll. Hier ist die komplette Welt inkl. aller Flughäfen, sowie Echtzeit Wetter integriert. Genutzt wird mit Microsoft AI aufbereitetes Satelliten Kartenmaterial von Microsofts Suchmaschine Bing. Der Download wäre 2 Petabyte, oder 2.000 Terabyte groß, die Anzahl der Spieler, die diesen Download stemmen könnten, dürfte man wohl an einer Hand abzählen können. Alleine der Download würde bei einer 500.000'er Internet Standard Leitung, unter idealen Bedingungen 944 Jahre dauern.
Dennoch ist Microsoft als Entwickler in der Lage flexibel Updates einzubinden. So ist zum Beispiel geplant die Trackingdaten von Frachtschiffen, die jeder Mensch kostenfrei online in Echtzeit einsehen kann, neben dem realen Wetter, übrigens auch aus dem Bing Wetterservice, direkt ins Spiel zu integrieren. Das wäre nicht möglich und würde die Infrastruktur massiv belasten, wenn solche Daten als „Update“ geliefert würden und an hunderttausende Nutzer verteilt werden müsste.
Die Möglichkeiten des serverseitigen Gaming liegen damit auf der Hand. Die Glücksspielindustrie nutzt diese Technik bereits seit vielen Jahren, vor allem um in der Lage zu sein die Spiele aufzuzeichnen und nachweisen zu können. Die Chancen jedoch sind gewaltig, vor allem wird es für Entwickler interessanter und bietet neue Marketing Möglichkeiten und viele weitere Chancen Spiele zu monetarisieren.
Denken wir zum Beispiel an Rollenspiele wie World of Warcraft oder Guild Wars, so lässt sich eine riesige Welt erschaffen. Spieler könnten in der Lage sein die Spielwelt aktiv mitzugestalten und so zum Beispiel Dörfer, Städte und vieles mehr aus dem Boden zu stampfen. Somit können Entwickler und Spieler so wesentlich enger zusammen agieren. Die Oasis aus dem Film „Ready Player One“ die wohl aktuell noch als Inbegriff der Vision eines perfekten Spielplatzes gilt, dürfte vielleicht gar nicht mehr so weit entfernt sein wie manch einer denken mag.
Autor: Frank Ludwig. Bild von Pexels auf Pixabay.